„Sich bereits zu Lebzeiten mit dem Ort der letzten Ruhe vertraut machen“

6. Mai 2006 – 

Aus Darmstadt und Umgebung kamen die Besucher angereist, die RuheForst-Betreuer Marcus Stellwag am 29. April begrüßte. Trotz des regnerischen Wetters fanden sich 40 Teilnehmer ein, die an einem RuheBiotop in dem schön gelegenen Areal mit starkem Mischwaldcharakter interessiert sind.

Ermöglicht wurde die Fahrt in den Odenwald durch das in Weiterstadt ansässige Bestattungsinstitut Heuse. Im Laufe der Zeit hat sich das traditionsreiche Familienunternehmen besonders der Trauerbegleitung und der Vorsorge für den Todesfall zugewandt. Die Tabuthemen Trauer und Tod als eine Normalität zu begreifen lernen und zu bewältigen, sieht Geschäftsführer Willi P. Heuse als eine wichtige Aufgabe. In diesem Sinne initiiert er zahlreiche Informationsveranstaltungen. „Sich mit dem Tod auseinandersetzen und eine vorsorgliche Regelung im Hinblick auf das spätere Lebensende zu treffen heißt auch, Verantwortung zu übernehmen“, konstatiert der Bestatter. Die Teilnehmer an der RuheForst-Führung teilen diese Haltung.

Interessiert folgen sie Marcus Stellwag in das eingefriedete Waldstück. Die breiten Wege sind mit Holzhackschnitzeln bedeckt; sie stammen aus der Durchforstung, die der Umwidmung des Waldes zum RuheForst voranging. Holzfällungen sind nun nicht mehr vorgesehen, nur leichte Pflegeeingriffe werden vorgenommen, um die Begehbarkeit zu gewährleisten. Ob denn die Zufahrt bei Schnee und Eis gestreut werden würde, will ein Besucher sogleich wissen, und erfährt: „Streusalz wird vermieden, weil es den Bäumen zusetzt. Aber der Winterdienst räumt täglich, bei Bedarf auch mehrmals.“ Selbstverständlich sind auch im Winter Bestattungen möglich. Viele der Bäume tragen gelbe oder blaue Bänder. Gelb steht für ein Gemeinschaftsbiotop mit bis zu zwölf Bestattungsplätzen, während blau gekennzeichnete Bäume als Familien- oder Freundschaftsbiotope, aber auch als Einzelbiotop erworben werden können. Zudem sind die Bäume nummeriert, um eindeutig identifizierbar zu sein.

Überwiegend sind die Besucher mit ihrem Ehepartner gekommen. Während manche sich nur informieren wollen, steht für einige der Plan einer Waldbestattung schon länger fest. Das Ehepaar Schellhaas aus Darmstadt sucht schon seit mehreren Jahren nach einer Bestattungsmöglichkeit jenseits der Friedhofsmauern. Herr Schellhaas kennt die Gegend um Erbach-Erlenbach gut. Der Hobby-Astronom kommt oft hierher, „weil man nirgends einen besseren Sternenhimmel hat“. „Immer dachte ich, hier möchte ich begraben sein“, erzählt er, „und nun gibt es diese Möglichkeit“.

Andere sind sich noch nicht so sicher. „Was ist, wenn ein Sturm oder Blitzschläge den Wald beschädigen?“, will ein Teilnehmer wissen. Marcus Stellwag erwähnt den Orkan Wiebke, der im Jahr 1990 beträchtliche Schäden angerichtet hat. Doch der Wald im jetzigen RuheForst blieb bestehen. Der Forstwirt erläutert den Besuchern, dass der Mischwald, in dem viele alte Eichen und Buchen stehen, eine besondere Standfestigkeit hat. Natürlich ist das keine Versicherung für die Zukunft; doch die Stadt Erbach ist verpflichtet, für jeden umgebrochenen Baum einen neuen zu pflanzen. Natürlich ist auch die Nutzungsdauer für ein RuheBiotop ein Thema. Das habe man sich wie bei einer Erbpacht vorzustellen, erklärt Stellwag. Für eine Dauer von 99 Jahren übergab die Stadt Erbach 2005 den Wald als RuheForst. Der Kauf eines RuheBiotops ist einem Grundbucheintrag gleichbedeutend. Der Anwärter erwirbt damit das Nutzungsrecht für bis zu 99 Jahre.

Für diese lange Zeitspanne entstehen selbstverständlich nur einmalig Kosten. RuheForst-Betreuer Stellwag teilt am Ende der Führung Informationspapiere zur Preisgestaltung entsprechend Einzel-, Familien- und Gemeinschaftsbiotopen aus. Die Preise staffeln sich dabei nochmals je nach Werthaltigkeit des Holzes. Der Käufer erhält beim Kauf eine Urkunde, in der der genaue Standort des RuheBiotops vermerkt ist. Inbegriffen im Preis ist auch ein kleines Metallschild, auf dem Name, Geburts- und Todestag eingeprägt werden. Dieses Schild wird an dem betreffenden Baum angebracht. Aber auch anonyme Beisetzungen sind möglich. Ebenso die Urnenwahl – von der sich schnell zersetzenden Bio-Urne aus Maisstärke bis zur Schmuckurne – kann der Käufer selbst bestimmen.

Nach dem Rundgang durch den RuheForst diskutieren die Teilnehmer bei der abschließenden Kaffeetafel angeregt die gewonnen Eindrücke. Im Vordergrund stehen der Austausch persönlicher Erfahrungen und die Beweggründe, sich für eine Waldbestattung zu entscheiden. Das Konzept von Bestatter Heuse ist aufgegangen.

Weitere Informationen unter: www.erbacher-ruheforst.de, Tel. 06062-6465 und www.heuse-bestattungen.de, Tel. 0 800-889 889 8 (gebührenfrei).

Heuse