Eine letzte Ruhestätte unter Laub und Bäumen

15. März 2006 – 

Hagen nimmt ersten kommunalen Beerdigungswald in NRW in Betrieb HAGEN. Die Stadt Hagen hat den ersten kommunalen Beerdigungswald in Nordrhein-Westfalen in Betrieb genommen. „Der Bedarf ist so groß, dass wir noch vor der offiziellen Eröffnung des ,RuheForsts Philippshöhe´ die erste Urne beigesetzt haben“, sagte Hagens Forstamtschef Horst Heicapell. Im Biotop 39 fand eine Frau die letzte Ruhestätte unter Laub und Bäumen.

Regen fällt durch die blattlosen Zweige, und ein unangenehmer Wind pfeift über den Hügel, an dessen Ostseite der Blick der Wanderer über die Dächer der Hagener Innenstadt schweifen kann. Wenige Meter weiter zwischen mächtigen Roteichen und Buchen kehrt Ruhe ein. Der Lärm der Stadt ist nur noch als sonores Rauschen wahrzunehmen.

In den letzten Monaten hat die Forstverwaltung diese Fläche auf Vordermann gebracht. Das Unterholz wurde gesäubert, 200 Bäume in einem ersten Schritt mit Nummern und Bändern markiert. Von einem Andachtsplatz aus führen Holzhackschnitzel-Wege unter hohen Bäumen sternförmig in die 57 Hektar große Fläche. Damit die Trauergemeinden und Besucher nicht querfeldein zu den Bestattungsplätzen marschieren müssen.

Die Nachfrage jedenfalls scheint erheblich. „Seit dieses Thema öffentlich behandelt wird, haben wir zahlreiche Anfragen. In der nächsten Woche wird hier eine Dame aus dem Bergischen beerdigt, die bereits im März 2005 gestorben ist“, erklärt Forstrat Horst Heicapell. Er und seine Kollegen sehen den Beerdigungswald als letzte Ruhestätte für besonders naturverbundene Menschen. Insofern muss in Hagen bei der Bestattung unter Bäumen auf den üblichen Grabschmuck verzichtet werden. Kleine Metalltafeln an den Bäumen sollen Namen und Daten der Verstorbenen tragen.

Besonderheit im RuheForst Philippshöhe sind sogenannte Familien- oder Freundschaftsbiotope. Um einen solchen Baum herum, den eine Familie für 99 Jahre kauft (ab 2600 Euro), können bis zu zehn Urnen beigesetzt werden. Dabei achtet die Forstverwaltung auf Mindestabstände von sechs Metern und einer Mindesttiefe von 70 Zentimetern. Überhaupt findet man sich in Hagen derzeit mehr ins Thema ein. Horst Heicapell: „Die Gespräche mit Angehörigen gehören genauso zum RuheForst wie die unterschiedlichen Motive der Interessenten.“ Während die einen die Naturverbundenheit betonen, gehe es anderen um eine individuelle Stelle unter knorriger Eiche oder um ein Grab, das keine Pflege braucht.

Welche Auswirkungen der RuheForst auf die kirchlichen und kommunalen Hagener Friedhöfe haben wird, muss sich erst erweisen. Dazu Horst Heicapell: „Wir hatten jedenfalls den Eindruck, auf den Bedarf an Beerdigungsgräbern reagieren zu müssen.“

Hagen