Stadtwald als letzte Ruhestätte

23. April 2005 – 

Odenwälder Echo, Sa., 23. April 2005
Stadtwald als letzte Ruhestätte – Erbacher Magistrat möchte Beerdigungen im Forst bei Erbach ermöglichen

Erbach: Die Stadt Erbach möchte in ihrem Waldgebiet in der Gemarkung Erlenbach auf zunächst 15,8 Hektar Fläche einen so genannten Ruheforst ausweisen. Damit glaubt sie, den Wunsch einer wachsenden Zahl von Menschen erfüllen zu können, sich einmal in freier Natur beerdigen zu lassen. In Erkenntnis gesellschaftlicher Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten hat der Magistrat bereits im August 2004 das Projekt befürwortet und seither zahlreiche Gespräche mit Behördenvertretern und Ortsratsmitgliedern geführt, so dass einer Genehmigung nichts mehr im Wege steht. Ein weiterer Schritt zur Verwirklichung dieses dem Michelstädter Friedwald ähnlichen Bestattungsplatzes ist die Zustimmung, die der Haupt- und Finanzausschuss der Erbacher Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag bei zwei Enthaltungen erteilte. Bürgermeister Harald Buschmann begrüßte das Vorhaben neben dem Aufgreifen eines Trends („wir müssen aufpassen, dass wir den Zug der Zeit nicht verpassen“) mit der Absicht, den Wald zu nutzen, ohne ihn zu schädigen. Es gelte, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Zwar sei alles im Vorfeld des Genehmigungsantrags abgeklärt, aber „gewisse Interessenkollisionen“ seien da, so Buschmann. Der Erlenbacher Ortsvorsteher Jürgen Hammer nannte denn auch die Zufahrt zum künftigen Ruheforst ungünstig und erinnerte an den Wunsch nach einer anderen Wegführung: Alle Besucher des Naturfriedhofs müssen den Stadtteil ganz durchfahren. Nach Angaben des Bürgermeisters lassen die Behörden aber nur die jetzt vorgesehene Wegstrecke zu, weil so der Wald am geringsten belastet werde. Die Bürger sollten doch eher den Nutzen sehen, zumal voraussichtlich viele Besucher von außerhalb kommen würden; das könne die Stadt eventuell auch touristisch nutzen. Später sollen sowohl das Jagen als auch die seitherige wirtschaftliche Nutzung des Waldstücks untersagt sein. Daher wird der Stadtwald zuvor durchforstet und dann nur noch gepflegt. Christa Weyrauch (Grüne) bezweifelte den Bedarf für diese Bestattungsform angesichts des in Michelstadt vorhandenen Friedwaldes und fragte, ob ein naturschutzrechtlicher Ausgleich erforderlich werde. Der Bürgermeister sah den Bedarf wegen des großen Andrangs in der Nachbarstadt gegeben, zumal eine Erweiterung dort fraglich sei. In Erbach soll im Sommer das erste Bestattungsbiotop angelegt werden können. Ein Ausgleich sei nicht gefordert. So werden auch die Einfriedungen, nach denen Wilhelm Kabrhel (CDU) fragte, schlicht gehalten. Wie Amtsrat Heinrich Glisic erläuterte, sind niedrige Holzbarrieren vorgesehen, die von Tieren leicht überwunden werden können. Die Kosten werden auf 20 000 bis 30 000 Euro geschätzt. Das soll ausreichen für die Einfriedung mit stadteigenem Holz, für die Anlage eines Parkplatzes und einer Waldandachtsstelle sowie zur Instandsetzung eines Wegs.Die RuheForst GmbH stellt das Konzept zur Verfügung und begleitet die Stadt bei der Anlage sowie bei der Erstellung eines Werbekonzepts, der Lizenzgeber übernimmt außerdem die überregionale Bewerbung.