Wald von Stadtprozelten wird RuheForst®

20. Juli 2006 – 

Heimat-Rundschau, 2006 (Moni Münch), Im Stadtprozeltener Wald werden bald Urnen bestattet – Experte der Firma RuheForst beantwortet Bürgerfrage

Stadtprozelten. Es wird einen zweiten Friedhof geben in Stadtprozelten, genauer: einen RuheForst im Stadtwald. Was sich dahinter verbirgt, wie die Kirchen zu der naturnahen Form der Bestattung stehen und was der Ruheplatz im Wald kostet, erklärte Jost Arnold in einer Bürgerfragestunde. Der Naturfriedhof wird der erste seiner Art in Unterfranken sein.

Die Hintergründe erklärte Bürgermeisterin Claudia Kappes. Schon seit rund zwei Jahren befasse sich der Stadtrat mit der Möglichkeit, den Gemeindewald als Naturfriedhof auszuweisen. Nachdem die Bayerische Staatsregierung im Juli 2005 die Bestattungsgesetzte gelockert hat, hat der Stadtprozeltener Rat am 17. November vergangenen Jahres beschlossen, seine Pläne umzusetzen. Auf einem Areal von 18 Hektar in der Nähe des Hofthiergartens sollen in Zukunft Naturbestattungen möglich sein.

Es gibt in Deutschland mehrere Firmen, die Grabflächen im Wald ausweisen und betreuen: Die Firma RuheForst hat auch christlichen Grundwerte in ihr Konzept integriert, ein Kreuz im Logo soll das demonstrieren. Unter anderem deshalb hat sie in Stadtprozelten den Zuschlag bekommen. „Es war der Stadt wichtig, dass christliche Bestattungen möglich sind“, erklärte Kappes, „Denn wir sind eine christlich geprägte Gegend“.

Forstdirektor betreut Naturfriedhof

Ein weiterer Grund ist Jost Arnold: Er ist nicht nur Geschäftsführer der RuheForst GmbH, er betreut auch als Forstdirektor den Stadtprozeltener Stadtwald. Beteiligt sind an der Unternehmung „Naturfriedhof“ neben der Firma die Gemeinde und der Waldbesitzer, das ist in diesem Fall ebenfalls die Gemeinde. Träger der Ruhestätte wird Stadtprozelten sein. Bevor es endgültig losgehen kann, muss die Stadt 5000 bis 7000 Euro investieren, schätzt Claudia Kappes. Wie viel Prozent der Grabgebühren letztlich an die Gemeinde abgeführt werden, kann die Bürgermeisterin zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, „denn die Verträge sind noch nicht unterzeichnet“. Kommen wird der Ruheforst in Stadtprozelten auf alle Fälle „noch in diesem Jahr“, so Kappes. 28 öffentliche Träger können sich zu dem Vorhaben zu Wort melden – darunter auch die Kirchen. „Ich habe mit beiden Pfarrern geredet“, versicherte Arnold, „und beide ließen sich von unserem Konzept überzeugen“.

Dass trotzdem noch viel Unklarheit herrscht, verdeutlichten die Fragen der wenigen Bürger, die den Termin im Sitzungssaal des Rathauses wahrgenommen haben. Ob man im Wald anonym begraben werde, wollte eine Frau wissen. Dem ist nicht so; die einzelnen Grabstellen würden mit Namenstafeln versehen und kartografiert, erläuterte Arnold.

Keine Sorge um Wirtschaftlichkeit

Auch Umweltverträglichkeit haben sich die Firmenbetreiber auf die Fahnen geschrieben: „Nachdem das Waldstück gründlich durchforstet wird, werden wir den Bestand mehr oder weniger sich selbst überlassen“, so Arnold. „Um Wirtschaftlichkeit müssen wir uns ja keine Sorgen machen“. Betreut werde der Wald jedoch weiterhin von Forstleuten. Nachdem alle Fragen geklärt waren, zogen die anwesenden Bürger eine zufriedene Bilanz. „Wenn man das alles so hört“, resümierte ein Zuhörer zum Schluss, „könnte man richtig Lust kriegen zu sterben.“

Stadtprozelten

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