Erhalt des naturnahen Waldes ist damit für weitere 50 Jahre gesichert
Der kleine Ort Hümmel in der Eifel liegt im Bundesland Rheinland-Pfalz. Dennoch ist er vielen Menschen auch im benachbarten Bundesland Nordrhein-Westfalen ein Begriff. Und zwar nicht nur, weil dort vor Jahren ein RuheForst etabliert wurde, sondern insbesondere weil sich dort die Forstwirtschaft auf einen neuen Weg in die Zukunft begebenhat. Verantwortlich dafür ist Förster und Buchautor Peter Wohlleben, der vor Jahren schon unter dem Motto „Dem naturnahen Waldbau eine Chance geben“ initiativ geworden ist. Und die Gemeindevertreter der kleinen Ortsgemeinde Hümmel sind ihm auf seinem Weg nicht nur entgegen gekommen, sondern auch gefolgt.
Nun ist es Förster Wohlleben gemeinsam mit den Vertretern Hümmels gelungen, die beiden Organisationen „Forest Finance“ und „ Baum e.V.“ in die Initiative für den naturnahen Waldbau einzubinden. Diese beiden Unternehmen sind im Schutz der Umwelt engagiert. Gemeinsam mit der Gemeinde und Förster Wohlleben organisieren sie nun für das Hümmeler Waldreservat „Wilde Buche“ Waldpatenschaften. Mit diesen Waldpatenschaften, die Unternehmen oder Privatpersonen erwerben können, ist dort nun der Erhalt des naturnahen Waldes für einen Zeitraum von weiteren fünf Jahren möglich.
Es sollen auch angrenzende Waldflächen erworben werden
Die Finanzmittel, die mit diesem Modell- und Vorzeigeprojekt eingesammelt werden, kommen in der Gemeinde Hümmel zugute, die sich ihrerseits verpflichtet, die entsprechenden Waldflächen besonders zu schützen. Darüber hinaus will die Gemeinde weitere angrenzende Waldgebiete erwerben, um sie in ihr ökologisches Bewirtschaftungssystem aufzunehmen. Man will damit Forstflächen aus der kommerziellen Nutzung nehmen, um sie so dauerhaft in ihrer natürlichen Ursprünglichkeit zu erhalten.
Ortsbürgermeister Hans-Peter Schmitz sieht in dem Modellprojekt eine so genannte Win-Win-Situation. „Wir müssen das Holz nicht ernten, sondern können es für unsere Nachwelt erhalten und dabei dem Klimaschutz einen guten Dienst erweisen. Ein ha Wald kann man für 49.000 € schützen lassen, 1/10 ha ist für 5200 € zu haben und mit 2800 € kann man bei 1/20 Hektar einsteigen“, wie Bürgermeister Schmitz erläutert.
Vom forstlichen Entwicklungsland in die Eifel
Das Bonner Unternehmen „Forest Finance“ war bislang ausschließlich in Aufforstungsprojekten in Panama und Vietnam engagiert. Inzwischen werden dort 3500 ha Waldflächen biologisch bewirtschaftet. Da es in der Gemarkung der Gemeinde Hümmel Waldflächen mit 190 Jahre alten Buchen gibt, bietet das Unternehmen nun auch Patenschaften für die Eifeler Forsten im Bereich Breitzter Heide an. Ursprünglich, so wird von Seiten des Unternehmens erläutert, hätten 66 % der gesamten deutschen Waldfläche aus Buchen bestanden. Derzeit seien es noch 14 %. Im Durchschnitt seien die Bäume heute lediglich noch 77 Jahre alt. Die biologische Vielfalt springe aber erst ab einem späteren Alter der Bäume an. Und in Hümmel seien dies nun einmal bis zu 190 Jahre.
Das Waldreservat „Wilde Buche“ sei eines der wenigen seiner Art in Deutschland mit solch alten Beständen, begründet man bei Forest Finance seine Wahl. Und Förster Wohlleben fügt ausdrücklich hinzu: „Holzwirtschaftlich ist der heutige Wald eine Beleidigung für das Auge.“ Eine Beleidigung deshalb, weil der Wald eigentlich geerntet werden müsste. Und das sei „biologisches Gold“ heißt es. Denn diese Wälder hätten derzeit lediglich noch einen Anteil von unter einem Prozent an der gesamten Waldfläche Deutschlands. Zudem sei das Waldgebiet Lebensraum für Tiere wie Wildkatze, Luchs, Schwarzstorch und über 30.000 Insekten- und Pilzarten.
Der Förster fragt: Was wäre die Erde ohne Wälder?
Förster Wohlleben hat mit seinen Thesen zur naturnahen Forstwirtschaft vielerorts für Aufsehen gesorgt. Er führt nicht nur die seit Jahren bei Hümmel bestehende Bestattungsanlage RuheForst, sondern ist auch als Buchautor aktiv. In seinem Buch „Bäume verstehen“ unternimmt er den Versuch eines „Sprachkurses“ der besonderen Art. Was wäre die Erde ohne Wälder und ohne Bäume? Nach seiner Ansicht wäre sie öd und leer. Und auch Menschen gäbe es auf diesem Planeten nicht. Denn Bäume erzeugten Sauerstoff, ohne den Menschen nun einmal nicht leben könnten, und diese Bäume versorgten uns zudem mit dem wichtigen Naturstoff Holz für allerlei Gebrauchsgegenstände. Und Bäume und Wälder lieferten uns Menschen nicht zuletzt Brennholz, schon seit Jahrtausenden.
Nach der Darstellung Wohllebens stehen Bäume nur scheinbar still und stumm in unseren Wäldern und Gärten. Vielmehr kommunizierten Bäume nicht nur untereinander, sondern sie kommunizierten auch mit uns Menschen, wir müssten nur ihre Sprache lernen, um sie zu verstehen. Das Buch Wohllebens erlaubt interessante und überraschende Einblicke in das, wie der Förster schreibt, „Innenleben und die Gefühlswelt“ von Buche, Birke und den vielen anderen Baumarten.
Die nächsten Führungen über den derzeit tief verschneiten RuheForst Hümmel finden am Sonntag, den 17. Februar, am Sonntag, den 24.März, am Sonntag, den 21. April und am Sonntag, den 19. Mai, jeweils um 14.00 Uhr statt. Um Anmeldung wird gebeten unter der Telefon-Nummer 02694-930256.