Verhandlungen über Ruheforst

18. April 2006 – 

Jürgen Köster, 25.01.2006, Verhandlungen über Ruheforst
Einmütiges Votum im Hauptausschuss

Bad Driburg (WB). Das Vorhaben, am Bollberg bei Neuenheerse einen Ruheforst auszuweisen, nimmt immer konkretere Formen an. Nachdem sich der Bezirksausschuss des Eggedorfes – wie berichtet – bei einer Gegenstimme für das Projekt ausgesprochen hatte, votierte der Hauptausschuss vorgestern Abend einstimmig dafür, die notwendigen Schritte einzuleiten.

Demnach soll die Stadtverwaltung in konkrete Vertragsverhandlungen mit der Firma Ruheforst eintreten. Darüber hinaus sollen Änderungen der Friedhofssatzung und der Gebührensatzung vorbereitet sowie die notwendigen Genehmigungsverfahren eingeleitet werden. Nach Ansicht von Baudezernent Markus Baier dürfte sich die Genehmigung eines Ruheforstes am vorgesehenen Standort als unproblematisch erweisen. Genehmigen müssen den Ruheforst die Gemeinde als Friedhofsträger und die Kreisverwaltung, die wasser- und jagdrechtliche Belange ebenso zu berücksichtigen hat wie das öffentliche Baurecht. Darüber hinaus muss das Forstamt seine Zustimmung geben.
Stadtförster Friedhelm Gieffers hatte gemeinsam mit Baudezernent Baier noch einmal einige Fragen der Ausschussmitglieder zu beantworten, die sich auf Detailfragen zu dem Vorhaben richteten, für das eine Fläche von 15 Hektar am Bollberg als Ruheforst ausgewiesen werden soll. Für eine Zeit von 99 Jahren soll dies im Grundbuch festgeschrieben werden. Zwischen 50 und 100 Ruhebiotope können laut Gieffers je Hektar ausgewiesen werden. Dabei soll nicht von Beginn an auf die gesamte Fläche zurückgegriffen werden, sondern die Umnutzung soll abschnittsweise erfolgen. Das Vorhaben wurde von den Sprechern aller Fraktionen begrüßt. „Jeder solle die für seinen Glauben würdige Ruhestätte finden“, meinte SPD -Fraktionschef Bernfried Müller. „Wenn die Grabpflege fehlt, ist das kein besonders schöner Anblick“, wies er auf einen weiteren Aspekt hin, den auch Franz-Josef Thiele teilte: „Die Gesellschaftsform hat sich in vielen Bereichen geändert und wird dies weiter tun. Daher ist eine solche Form der Bestattung zu begrüßen.“ Die Pietät sei gewährleistet, die vorhandenen Betriebe im Bestattungswesen blieben von dem Vorhaben unberührt, unterstrich CDU-Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz Schwarze. Heinz Sablotny (UWG) meinte, der Ruheforst werde auch Auswirkungen auf die Entwicklung der gesamten Großgemeinde haben. Es werde so mancher Angehörige von Bestatteten von außerhalb nach Bad Driburg kommen.

Das Konzept des Ruheforstes sei ideologiefrei, trat Baudezernent Baier Bedenken in dieser Richtung entgegen. Die evangelische Kirche stehe Ruheforsten aufgeschlossen gegenüber, da es sich um einen offenen Bereich handele, mit der Möglichkeit christliche Symbole zu verwenden. In der katholischen Kirche gebe es bisher keine Richtlinien. Sie habe zwar Vorbehalte, möchte aber auch niemanden in seinem. Wunsch behindern. „Das Konzept des Ruheforstes ist in der Gesellschaft verankert“, urteilte Baier.